Vier Tage Blasmusik, Begegnung und Begeisterung – Thumer Musiker erleben unvergessliches Festivalwochenende
Thum/Ulm – Wenn sich über 20.000 Musiker aus dem gesamten Bundesgebiet in einer Stadt versammeln, dann ist Musik mehr als nur ein Hobby – sie ist Brücke, Herzschlag und gelebte Gemeinschaft. Das Deutsche Musikfest 2025 machte Ulm und Neu-Ulm zu einer riesigen Klangbühne – und mittendrin: die Bläserphilharmonie Thum.
Bereits am Donnerstagmorgen ging es gut gelaunt und mit reichlich Platz im Bus in Richtung Süden. Im Gepäck: Instrumente, Matratzen und jede Menge Vorfreude. Am Nachmittag bezog man das Quartier – ein Schulzentrum, das zugleich auch Wettbewerbsort war. Der erste kleine Schock folgte auf dem Fuß: Nur sechs Duschen für alle untergebrachten Orchester. Doch kampferprobt und pragmatisch wie immer, nahmen die Thumer rasch Kontakt zu den anderen Vereinen auf und koordinierten gemeinsam einen effektiven Duschfahrplan – Improvisationstalent und Teamgeist machten’s möglich.
Nach dem Aufbau der Schlafplätze ging es quer durch die Stadt ins Verpflegungszelt – eine zentrale Anlaufstelle für alle Teilnehmer. Den musikalischen Abschluss des ersten Abends bildete das Konzert der Rheinhessischen Bläserphilharmonie, das eindrucksvoll zeigte, dass sinfonische Blasmusik weit mehr ist als nur Zeltfeststimmung. Hier wurde bereits deutlich, welch hohe Qualität das Musikfest bieten würde.
Der Freitag begann früh: Für den Hornsatz und einige Klarinetten stand bereits der erste „Dienst“ an – die Mitwirkung beim Wertungsspiel des Jugendblasorchesters Bernsdorf. Auch dieser traditionsreiche Verein war mit seiner Besetzung in Ulm vertreten. Unter der Leitung von Robin Kürschner präsentierte das JBO in der Kategorie 4 ein anspruchsvolles Programm, das mit einem „Sehr gut“ bewertet wurde – verdienter Lohn für Engagement und Spielfreude. Die übrigen Thumer Musiker verfolgten den Auftritt als Zuhörer und spendeten anerkennenden Applaus.
Anschließend verteilte sich die Gruppe auf die vielen Konzertorte in Ulm. Manche reisten gemeinsam mit den Bernsdorfern im Bus, andere per ÖPNV oder zu Fuß – denn gute Ortskenntnis und kluge Planung waren entscheidend, um rechtzeitig zu den gewünschten Veranstaltungen zu kommen. Einer der Höhepunkte: das Platzkonzert der Heidelbachtaler Musikanten aus Drebach, bei dem viele Thumer selbst mitspielten – ebenfalls dirigiert von Robin Kürschner. Mit erzgebirgischem Herzblut und präzisem Klang wurde das Publikum mitten in Ulm begeistert. Andere besuchten das Wertungsspiel der Kategorie 5 des Musikvereins Avenwedde e.V. von 1911 im Kepler Gymnasium Ulm.
Einige Musiker zog es in den Konzertsaal des Edwin-Scharff-Hauses, um den Wettbewerbsbeitrag des befreundeten Orchesters Kirchheim unter Teck in der höchsten Kategorie 5/6 zu hören. Unter Leitung von Marc Lange überzeugte das Ensemble mit einem eindrucksvollen Vortrag. Für viele Thumer war der Saal kein unbekanntes Terrain – hier hatte man 2016 beim Deutschen Orchesterwettbewerb selbst gespielt.
Auch abseits der Bühnen hatte Ulm viel zu bieten: Münster, Altstadt und Donau luden zum Erkunden ein. Zum Abendessen traf man sich wieder im Verpflegungszelt, wo die Ergebnisse der ersten Wettbewerbe verkündet wurden. Doch für die Thumer hieß es: schnell essen, Instrumente schnappen und ab zur Gemeinschaftsprobe mit dem JBO Bernsdorf in der Turnhalle des Quartiers – ganz im Sinne des Festivalmottos „Musik baut Brücken“. Geprobt wurde für den nächsten Tag – das gemeinsame Konzert auf der Adlerbastei.
Nach der Probe zog es viele nochmals in die Innenstadt zu den SoundBridges – einem Licht- und Musikformat über die Donau mit Chor und Showelementen. Der Freitag endete musikalisch, atmosphärisch – und vor allem sehr warm: Die Temperaturen stiegen bereits kräftig, und auch der Samstag sollte tropisch heiß werden.
Der Samstag bot reichlich Gelegenheit, über den musikalischen Tellerrand zu schauen. Besonders beeindruckend war der Wettbewerbsbeitrag des Symphonischen Blasorchesters Kreuzlingen, das in der Kategorie 5/6 mit einem klanglich und technisch überragenden Vortrag den Sieg errang – auf einem Niveau, das an professionelle Projektorchester erinnerte und die Thumer Zuhörer nachhaltig beeindruckte. Aber auch das Finale des internationalen Dirigentenwettbewerbs wurde von einigen unserer Musiker besucht. Drei Dirigenten stellten sich der finalen Aufgabe das Pflichtwerk Spartacus von Jan van der Roost mit der großen Besetzung des Heeresmusikkorps Ulm zu dirigieren. Trotz des gleichen Werkes waren die Unterschiede deutlich zu hören und zum Schluss spielte das Orchester unter der Leitung ihres eigenen Dirigenten nochmal zwei Zugaben, wodurch der Wettbewerb ein fulminantes Ende nahm.
Am Abend stand dann das große Gemeinschaftskonzert an der Adlerbastei auf dem Programm – eine stimmungsvolle Spielstätte oberhalb der Donau mit Blick auf das gegenüberliegende Ufer in Bayern. Hier gab die Bläserphilharmonie Thum gemeinsam mit dem JBO Bernsdorf unter der Leitung von Robin Kürschner ein vielbeachtetes Konzert. Als besonderes Zeichen der Verbundenheit erklangen von den Trompeten des JBO Bernsdorf die Signale des Steigermarschs hinüber zur anderen Flussseite, wo gleichzeitig das Jugendblasorchester Zwickau sein Konzert gab. Die Zwickauer Trompeten antworteten prompt – ein musikalischer Dialog zwischen zwei Ensembles, verbunden durch Musik und gemeinsame Bergbautradition aus dem Erzgebirge.
Nach der gefeierten Zugabe galt es schnell zu packen – das heraufziehende Gewitter erlaubte keine Verzögerung. Leider fiel dadurch auch der geplante Besuch des Konzerts der Big Band der Bundeswehr mit Max Mutzke ins Wasser. Doch das tat der Stimmung keinen Abbruch: Der Abend klang in kleineren Gruppen aus – beschwingt, dankbar und erfüllt von vielen Eindrücken.
Am Sonntagmorgen hieß es Abschied nehmen. Der Regen begleitete den Beginn der Heimfahrt, aber in den Bussen herrschte durchweg gute Laune. Für die jüngeren Musiker war es die erste große Festivalerfahrung, ein inspirierender Blick über den eigenen musikalischen Horizont und die Möglichkeit, sich mit anderen Orchestern auszutauschen. Für die erfahreneren Teilnehmer war es ein Wiedersehen mit vielen Bekannten, ein Eintauchen in alte Erinnerungen – und ein neues Kapitel gemeinsamer Musik.
Was bleibt, sind müde Beine (bei Temperaturen und Streckenrekorden kein Wunder), volle Herzen und der feste Vorsatz: Beim nächsten Musikfest sind wir wieder dabei.
Verein Jugendblasorchester der Stadt Thum/Erzgeb. e.V.
Neumarkt 4
09419 Thum
Tel.: 037297 / 89817