Diese Woche wollen wir den dritten Satz des …

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Diese Woche wollen wir den dritten Satz des großartigen Stückes „The Genesis Suite“ präsentieren.

3. Mad man moon

https://www.youtube.com/watch?v=IQ_U4XkAarE

Aus dem Sound spätromantischer Klavierkonzerte entführt das Orchester nun in Filmmusiksound zwischen Erich Wolfgang Korngold und John Williams, kombiniert mit der konzertierenden Rafinesse eines Violinkonzertsatzes etwa eines Max Bruch. Die Solovioline (gespielt von Sue-Inken Huang) kommentiert unablässig schmerzvoll ihre Sehnsucht und intoniert zum Teil leidenschaftlichen Instrumentalgesang.
Zweiter und dritter Satz der Genesis-Suite haben manches gemeinsam: die zugrundeliegenden Genesis-Titel stammen vom selben Album, sie thematisieren beide menschliche Illusionen, beiden fehlt harmonischer Halt: das musikalische Geschehen wird bestimmt durch die vergebliche Suche nach Stabilität.
Angelehnt an den Originaltitel der englischen Progressivrocker wird der Satz zu einem Psychogramm des Egozentrikers. Genesis kritisiert in „Mad man moon“ dass im Hoffen und Handeln des Menschen meist eines fehlt: der Blicks fürs Große Ganze: “Im Tal des Todes ohne Schatten beten sie um Gewitterwolken und Regen: doch für die Menge, die im Regen steht, ist dort der Himmel, wo die Sonne scheint.“
Sehr plastisch entsteht vor dem Hörer die Illusion einer im Genesis-Text beschriebenen Fata Morgana. Gerade hatte das Ohr in einem der Zwischenteile Gefallen an dem Bild eines Triumphmarsches gefunden, als dieser schon wieder in flirrender Sonne untergeht, hervorgerufen durch minimalistische Begleitfiguren, die an Phil Glass‘ Musik in der apocalyptisch verfilmten Zivilisationsgeschichte „Koyaanisqatsi“ erinnern. Schwelgen wird unmöglich, Suchen bleibt allgegenwärtig: bis kurz vor das Ende. Hier gelingt die Grundtonart, das Stück kommt zur Ruhe. Die Suche beenden? Sich arrangieren mit dem Schicksal?
Die Ruhe täuscht! Denn wie am Ende des zweiten Satzes versetzt Kashif die schwer errungene Grundtonart mit der unbestimmten Spannung einer hochalterierten Quinte: Zugrunde liegt im Genesis-Text ein Zwiegespräch zwischen Realist und Träumer. Der eine (ver)tröstet: „Der, der für immer in der Wüste lebt, muss lernen, nicht an das Meer zu glauben.“ Aber der andere erwidert mit Wandlungsmut: „Wenn diese Wüste alles ist, was es je geben wird, dann sag mir, was aus mir werden soll. Ein Regenschauer?“

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